Knaller

Für die Serie “Knaller” habe ich Überreste von Silvester, die ich über mehrere Jahre in München an Neujahr gesammelt habe, in Szene gesetzt. Entstanden sind übergroße Portraits auf schwarzem Grund – eine Typologie der Unberechenbarkeit. Entstanden ist die Serie im Jahr 2017.

Stoffbündel oder textile Skulpturen? Die Fragmente wirken rätselhaft, sind nicht auf den ersten Blick identifizierbar. Die ursprünglichen Farben der Feuerwerkskörper sind, bedingt durch Explosion und Witterung, bei manchen kaum mehr erkennbar. Übrig geblieben ist verwittertes, teilweise verkohltes Papier, aufgeplatzte Wickelungen, gelöste Verbindungen und Fäden – eine Typologie der Unberechenbarkeit.

In der Serie „Knaller“ habe ich mich mit den übrig gebliebenen Fragmenten von Knallfröschen beschäftigt. Für mich besonders interessante Exemplare habe ich Im Münchner Olympiapark am Neujahrsmorgen eingesammelt, getrocknet und später übergroße, fotografische Portraits vor schwarzem Hintergrund von ihnen angefertigt. Die entstandenen Arbeiten zeigen eine – sogar der Zerstörung und Vergänglichkeit – innewohnende Ästhetik.

Der feuchten Witterung und dem Schneefall an Silvester ist es zu verdanken, dass die Knallfrösche nicht völlig verbrannt sind. Unter trockenen Bedingungen springt ein Knallfrosch mehrfach in verschiedene Richtungen, begleitet von Knallgeräuschen, dann verglimmt er. Es bleibt nur wenig Asche zurück. Bei diesen Exemplaren konnte das Feuer jedoch aufgrund der feuchten Bedingungen sein zerstörerisches Werk nicht vollenden. Ein Knall, vielleicht auch ein zweiter, vielleicht dieser bereits verhalten, erstickt, dann Stille. Vergebliches Warten auf die nächste Explosion, den nächsten Sprung. War es das schon?

Ein Glücksfall – für die Stille, für die Fotografin, für die Betrachter*innen, vielleicht auch für den Frosch.

Die Serie „Knaller“ wurde bereits ausgestellt in der Halle 50, Domagk-Ateliers, München; Galerie der Künstler*innen, München und Kloster Bentlage, Rheine, Autorengalerie 1, München

Ausstellungen

2017 “foensehen”, Halle 50, DomagkAteliers
2020/21 „Psssst! Still wird es gewesen sein“, Kloster Bentlage, Rheine (VR Tour 360° durch die Ausstellung), Stephan Us über meine Arbeit (YouTube)
2020/21 Galerie der Künstler*innen, München
2024 „Bilder, Briefe, Noten XVII“, Autorengalerie 1, München